20. Januar 2011

Ausländer und Ausländer

@martinsteiger hat heute via Twitter auf die aktuellen Zahlen zum Strafvollzug in der Schweiz verwiesen (Link dazu). Daraus geht unter anderem hervor, dass 2010 der Ausländeranteil in den helvetischen Gefängnissen gerundete 72 % betrug. Auch wenn man davon die Ausschaffungshaft in Abzug bringt, die per definitionem keine Schweizer betreffen kann, verbleibt ein Anteil von über zwei Dritteln. Das erscheint auf den ersten Blick extrem hoch, zumal wenn im Auge behalten wird, dass lediglich 22 % der Wohnbevölkerung Ausländer sind. Ein vertiefender Blick auf die dem Strafvollzug zugrunde liegenden Verurteilungen (Link zur Statistik), zeigt indes ein differenzierteres Bild.

Fokussiert man auf die offiziell registrierte Wohnbevölkerung, wurden 2009 gut 63'000 Erwachsene strafrechtlich verurteilt. Davon waren 33 % Ausländer. Das ist zwar mehr als ihr statistischer Bevölkerungsanteil, aber mit einem Drittel nur halb soviel wie der Ausländeranteil in den Gefängnissen. Das rührt unter anderem daher, dass im Jahre 2009 nicht nur die erwähnten 63'000 in der Schweiz wohnhaften Personen verurteilt wurden, sondern weitere 25'000 Menschen ohne Wohnsitz im Land. Dabei handelt es sich um illegal anwesende Ausländer, Touristen und zu einem kleineren Teil um Personen im Asylprozess.

Nur am Rande sei angemerkt, dass die umstrittene Ausschaffungsinitiative diesen 25'000 Kriminellen gegenüber wirkungslos bleiben wird, weil sie die Schweiz auch ohne Initiative verlassen müss(t)en. Wo der Staat das - wie etwa gegenüber renitenten abgewiesenen Asylbewerbern - nicht durchsetzen kann, vermag auch die Initiative nicht zu helfen.

1 Kommentar:

  1. Sehr geehrter Herr Felber

    Swissblawg hat in dem Beitrag "Statistik des Freiheitsentzugs 2010" auf Ihren Kommentar verwiesen:

    http://www.swissblawg.ch/2011/01/statistik-uber-den-freiheitsentzug-2010.html

    Mit freundlichen Grüssen,
    Juana Vasella.

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