27. November 2010

Gut verpackt

Früher schickte der liebe Gott den Menschen ab und an eine Sintflut oder eine Pestepidemie, damit sie nicht zu übermütig wurden. Heute werden wir permanent von einer sintflutartigen Epidemie heimgesucht. Wann immer wir uns etwas kaufen und uns daran erfreuen wollen, rennen wir zunächst an die Wand. Ob ein vakuumiertes Filet vom Pferd oder eine kabellose Computermaus, die Objekte unserer Begierde sind hinter transparentem aber meist beinhartem Plastik eingeschweisst. Wer ran will an den Speck, braucht ein gutes Teppichmesser oder besser gleich die Motorsäge.

Und nicht immer bleibt es beim blossen Ärger. Oft  werden Sinn und Zweck des Produkts geradezu vereitelt. So unlängst, als ich ein Stück Tofu aus seinem Vakuum befreien wollte. Als vegetarische Nahrung jedenfalls war der Inhalt nicht mehr zu verwenden, als er endlich mit scharfem Messer und der mir eigenen handwerklichen Begabung  aus seiner Hülle befreit war. Noch kläglicher scheiterte der Versuch meines Arztes, der Krankenkasse Kosten zu ersparen, indem er mein Medikament gegen zu hohen Blutdruck durch ein Generikum ersetzte. Ich brach mir regelmässig fast den Finger, bevor die Pille wie die Kugel aus der Pistole durch die Wohnung schoss. Und der tägliche Wutausbruch liess den Blutdruck auf Werte steigen, die eine Verdreifachung der Dosierung erheischten.

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