9. Februar 2010

Datenschutz und Seitensprung


Ich hätte mich in meinem Kalenderblatt vom 5. Februar für die Abschaffung des Bankgeheimnisses ausgesprochen, wurde mir vorgeworfen. Das wollte ich nicht. Hatte nur angeregt, darüber nachzudenken, ob es sich den überhaupt rein faktisch noch aufrecht erhalten lässt. Und je mehr neue CDs mit angeblichen Daten von Steuersündern jetzt auftauchen, desto berechtigter erscheint mir die Frage.

Eine Frage, die sich noch viel mehr aufdrängt, was Vorgänge im öffentlichen Raum anbelangt. Da zieht der Datenschützer Google wegen Street View vor das Bundesverwaltungsgericht und verlangt, dass Gesichter wirksam abgedeckt werden. Zum Schutze der Bürger in verfänglicher Situation – vermutlich etwa nach einem Schäferstündchen mit der Sekretärin im Hotel. Allerdings wird ein verdecktes Konterfei keine betrogene Ehefrau daran hindern, ihren Göttergatten zu erkennen. Verborgen bliebe ihr dank Datenschützers Gang vor Gericht allenfalls, aber immerhin, wie glückselig der Unglückselige strahlte kurz nach dem Seitensprung.

Dabei ist das Risiko, irgendwo von Googles Kamera erfasst zu werden äusserst gering. Deutlich wahrscheinlicher ist, dass einer im öffentlichen Raum zufällig oder gewollt mit einem Handy geknipst wird und den mehr oder weniger kompromittierenden Schnappschuss auf Facebook oder Twitter wieder findet. Trotz Datenschutz und Datenschützern gibt es Intimität im öffentlichen Raum nicht (mehr). Denn was da stattfindet, kann mit der heute in jeder Hosentasche vorhandenen Technik klammheimlich aufgezeichnet und zeitgleich weltweit verbreitet werden.

Dem versuche ich so gut als möglich Rechnung zu tragen – etwa wenn ich auf der sonntäglichen Radeltour einmal dringend muss in Gottes freier Natur. Ich verrichte mein kleines Geschäft so diskret hinter drei Bäumen, dass ich damit leben könnte, wenn ich dabei gefilmt und webweit als übler Pisser gebrandmarkt würde.

fel.


PS: Das gilt indes wie gesagt nur für den öffentlichen Raum. Weh dem, der mich knipst, wenn ich allein daheim im Wohnzimmer an den Gummibaum pinkle! Zumal meine Frau seit Kurzem twittert.

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