6. Juli 2010

Liebe im Strassenmagazin



Wer einem Bedürftigen ohne die geringste Gegenleistung Geld gibt, tut ihm nichts Gutes. Das habe ich von einem gelernt, der sich bald ein Leben lang um Obdachlose kümmert. Wer dagegen nicht nur einfach die hohle Hand macht, sondern beispielsweise eine Gassenzeitung verkauft, kann mit mir rechnen, auch wenn ich das Blatt meist ungelesen entsorge.


Nicht nur gekauft, sondern auch intensiv gelesen wird von mir das Strassenmagazin SURPRISE, das immer wieder mit gekonnt gemachtem Inhalt aufwartet. So auch die aktuelle Nummer 228, die sich mit Erster Liebe auseinandersetzt. Partnervermittlung, die durch die Nase geht, ist ebenso ein Thema wie das Portrait einer 84-Jährigen, die jeden Tag Sex braucht und 120 werden will. Oder ein Interview mit Kuno Lauener von Züri West über Liebeslieder und die Tatsache, dass Vögel beim Balzen auch singen.


Das Blatt kann nur wärmstens empfohlen werden. Es kostet 6 Franken, doch lässt sich der Preis mit ein paar guten Worten durchaus auch noch etwas nach oben handeln...
fel.

2 Kommentare:

  1. Was ist denn der Unterschied zwischen Betteln und Zeitungenverkaufen? Die Leistung ist doch die selbe. Strassenmagazin zu verkaufen ist reine Beschäftigungstherapie.
    Ich finde: Beides ist unwürdig und sollte in einem echten Sozialstaat nicht nötig sein.

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  2. Ich denke, dass für die Betroffenen schon ein Unterschied besteht, ob sie sich in einem aktiven Prozess engagieren oder einfach eine Hand offen und in der anderen die Flasche halten. Zudem sollen sie ja nicht bis zum bitteren Ende Gassenzeitungen verkaufen, sondern über diesen Weg wieder in einem anderen Job Fuss fassen. Allein die - möglicherweise wenigen - Fälle, wo das gelungen ist, bestätigen mich in meiner Haltung, nur dem zu geben, der ein Minimum an Eigeninitiative und Verantwortung übernimmt.

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