9. Juni 2011

Wankelbank

Die akkreditierten Journalisten am Schweizerischen Bundesgericht sind mehr als gut gehalten. Ich kenne die Situation an kantonalen Gerichten und weiss daher wovon ich spreche.

Die Arbeitsräume in Lausanne sind mit aller erforderlichen Infrastruktur ausgestattet, grosszügig konzipiert und wurden unlängst renoviert, obwohl das Ganze aus Sicht der Journaille noch Jahre gehalten hätte. Das Mediensekretariat beliefert die Presse professionell und freundlich mit den täglich anstehenden Informationen. Und die Medienverantwortliche Sabina Motta schliesslich ist vom Feinsten, was es in der Branche gibt.


Wer mich indes kennt, ahnt längst, dass jetzt ein ABER kommt. In der Tat gibt es einen klitzekleinen Wermutstropfen, und der ist aus Holz. Es handelt sich um die zweitvorderste Sitzbank im Gerichtssaal, die eigens für die Vertreter der Medien reserviert ist. Die hat sich im Verlauf der Jahrhunderte irgendwie aus ihrer Verankerung am Boden gelöst und bewegt sich - seit Jahren zunehmend - wie ein zehnplätziger Schaukelstuhl. Das ist unangenehm beim Schreiben auf dem Pult, das an der Rückenlehne der vordersten Bank festgemacht ist, die sich nicht bewegt. Solange die hauptberuflich tätigen Berichterstatter unter sich sind, vermögen sie die Schwebebank inzwischen leidlich in Gleichgewicht und Ruhe zu behalten. Sobald aber wie gestern ein mit dem Mobiliar nicht vertrauter Zunftgenosse auftaucht, der womöglich seine tägliche Ration Ritalin nicht eingenommen hat, dann gerät die Medienlandschaft im Gerichtssaal arg in Bewegung.

Ich habe den Mangel immer wieder moniert. An ganz verschiedenen Stellen im Palais auf Mon Repos. Aber bisher ohne Erfolg. Unlängst hat der Kollege von der Schweizerischen Depeschenagentur angedroht, er werde demnächst mit Bohrmaschine und Schraubenzieher auftauchen und selbst Hand anlegen. Doch falls zuvor schon die ganze Pressebank nach hinten kippen und eine Reihe von Prozessbesuchern unter sich begraben sollte, ist jetzt aufgrund dieses Kalenderblatts klar, dass dafür nicht allein der Wankelmut der Journaille verantwortlich ist.

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