Eigentlich stimmte alles. Der Zug stand im Zürcher Hauptbahnhof dort, wo Züge nach Luzern abfahren. Der Zug sah - zumindest im Bereich der 1. Klasse - auch genau so aus wie ein Zug, der von Zürich nach Luzern fährt. Der Zug fuhr auch zu der für den Start nach Luzern vorgesehenen Zeit ab, und selbst die elektrischen Steckdosen befanden sich am gewohnten Ort im Obergeschoss des hintersten Wagens.
Froh, endlich die durstigen SmartPhones mit elektrischem Saft versorgen zu können, setzten meine Frau und ich unsere Tweets ab, ohne auf die Durchsage am Lautsprecher zu achten. Einzig der Hinweis auf den Speisewagen fiel mir auf, denn der Zug nach Luzern hat keinen solchen. Als routinierter Bahnbenützer lachte ich herzhaft und ging davon aus, dass einmal mehr eine falsche Ansage lief. Und selbst als die Geolokalisation in meinen Tweets auf «Aarau» lautete, wurde ich nicht misstrauisch und nahm an, dass - wie so oft schon - das zugseigene WLAN mein Gerät in die Irre führte. Erst nach fast einer Stunde fiel mir auf, dass der verdammte Zug, der sonst bereits in Thalwil ein erstes Mal stoppt, noch gar nie angehalten hatte. Und er fuhr auch durch Tunnels, die es zwischen Zürich und Luzern nicht gibt. Erst da begann ich misstrauisch aus dem Fenster zu blicken und gewahrte eine Gegend, die da nicht sein sollte. Und schliesslich machte mir die vorüber huschende Bahnhofsanschrift «Muttenz» klar, dass wir unmittelbar vor Basel waren. Es gibt kaum Schöneres, als über sich selber zu lachen. Und als Moral von der Geschichte nehme ich die Erkenntnis mit auf den weiteren Lebensweg, dass Technik durchaus richtig funktionieren kann. Nicht immer ist die Lautsprecherdurchsage falsch, denn der Zug nach Basel hat einen Speisewagen. Und nicht immer weist die Geolokalisation in die Irre, denn der Zug nach Basel fährt durch den Aargau.
Unter dem Strich brauchten wir von Zürich bis nach Alpnach statt der üblichen anderthalb Stunden deren satte vier. An sich kein Problem, da wir dank der Irrfahrt auch Stoff für viele Tweets hatten. Wir hätten unser Ungemach denn auch gerne noch etwas intensiver vertwittert, doch finden sich im IR 2187 von Basel nach Luzern und Chiasso leider (noch) keine elektrischen Steckdosen, liebe SBB !
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