1. Januar 2011

Bettelgenossen

Wäre der Absender deutlich erkennbar gewesen, hätte ich das Couvert wie andere Bettelbriefe ungeöffnet und unfrankiert retourniert. Aber ich wollte einfach partout nicht glauben, dass es die Sozialdemokratische Partei der Schweiz ist, die sich  sich kaschiert hinter den Buchstaben S und P an mich wendet. Aber sie wandte sich tatsächlich. In Gestalt der kaum aus dem Amt geschiedenen Nationalratspräsidentin Pascale Bruderer teilten die leninistischen Genossen mir schwarz auf weiss mit: «Ein wichtiges Jahr beginnt!»

Sie meinen natürlich das Wahljahr und wollen dafür Geld von mir. Ein Einzahlungsschein ist bereits ausgefüllt. Strafbar ist das ja nur bei Wahlzetteln. Der zweite ist offenbar für Leute gedacht, die des Schreibens selber kundig sind. Frage mich nur, wie die auf den hirnverbrannten Gedanken kamen, ausgerechnet mich anzubetteln. Ich habe mit politischen Parteien nämlich generell kaum etwas am Hut, mit SP und SVP noch weniger. Dabei sind diese beiden zusammen ein ausgesprochen interessantes Gespann. Die SP sorgt sich rührend für Alte und Arme, die längst SVP wählen. Und lässt sich ihrerseits von Gutmenschen wählen, die aufgrund ihrer Interessenlage eigentlich SVP wählen sollten. Zudem lassen sich beide immer wieder faktisch auf unheilige Allianzen miteinander ein wie zuletzt bei der Bekämpfung des Gegenvorschlags zur Ausschaffungsinitiative. Allerdings bleibt das Agieren der Genossen nicht ganz unerwartet ziemlich linkisch, so dass sich das Ganze am Wahltag unter dem Strich für die anderen auszahlt.

Es ist schlicht absurd, wenn die Frau Bruderer mich schamlos um Geld anbettelt. Ich will nicht, dass die SP mit ihrer Strategie Erfolg hat. Und selbst wenn ich das wollte, wäre es wohl effizienter, das Geld gleich an die SVP-Zentrale zu schicken.

2 Kommentare:

  1. Schon fast peinlich brilliante Röntgenaufnahme der Lage in der Landschaft. Chapeau!

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  2. Warum will man den Erfolg der SP bei Unterstützung der "Alten und Armen" nicht? Oder welchen Erfolg der SP will man nicht? Und warum? Ich verstehe dieses Kalenderblatt nicht. Dass die SP von Leuten unterstützt werden, denen die Politik der SP nicht direkt nützt - ist das nicht ein Zeichen von Qualität? Oder ist nur Politik gut, die dazu dient, Interessen umzusetzen, die einem selbst nützen?

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