Das Kalenderblatt vom 2. Mai hatte einen Richter dazu veranlasst, der Öffentlichkeitsarbeit der anderen Gewalten im Staat etwas nachzugehen. Dabei stellte er fest, dass Regierung und Parlament im letzten Jahr über eine Viertelmilliarde Franken dafür ausgegeben haben. Dem könne die Justiz und vor allem ein einzelnes kleines Gericht zwar nicht viel entgegenhalten, meinte der Richter in einer eMail an mich. Aber allen Schwierigkeiten zum Trotz solle die Justiz sich für das sinnvolle Ziel stark machen.
Soll sie unbedingt, meine ich, gerade weil Regierung und Verwaltung so viel in Öffentlichkeitsarbeit investieren. Denn das jahrzehntelange teure Engagement hat sich für die anderen gelohnt: Die Medien räumen ihnen als Selbstverständlichkeit den Raum ein, der ihnen zusteht. Ganz anders die Justiz, die längst zum Aschenputtel verkommen ist und in den Medien vor allem dann aufscheint, wenn Not am Stoff herrscht. Und finden sich ausnahmsweise einmal mehrere Gerichtsberichte in der gleichen Ausgabe einer Zeitung, ertönt anderntags bei der Blattkritik in vielen Redaktionsstuben das Verdikt: «zu justizlastig»! Dass im umgekehrten Fall niemand von «politiklastig» spricht, sondern Berichterstattung über aktuelles Geschehen als selbstverständlich gilt, hat sehr viel mit der oben erwähnten Viertelmilliarde Franken zu tun.
Die Justiz bräuchte gar nicht ebenso viel in die Hand zu nehmen, denn sie geniesst noch immer sehr viel Ansehen und Vertrauen. Gestützt darauf könnte sie mit wenig finanziellem Aufwand aber persönlichem Engagement erheblich dazu beitragen, dass sie in den Medienzentralen wieder vermehrt als gleichwertige Staatsgewalt neben Legislative und Exekutive wahrgenommen wird.
fel.
PS: Im Schlaf auf den Prinzen zu warten, das hat nur bei Dornröschen funktioniert...
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