Die Weltwoche hat die französischsprachigen Schweizer mit den Griechen verglichen und diese These mit statistischem Material untermauert. Mit Zahlen lässt sich allerdings bekanntlich fast alles beweisen. So würde ein Teil der von der Weltwoche «bewiesenen» Unterschiede zwischen West und Ost wohl auch bei einem Vergleich zwischen Stadt und Land aufscheinen.
Selbstverständlich eignet sich Statistik aber durchaus, um tatsächlich bestehende Unterschiede in den Mentalitäten aufzuzeigen. Und solche gibt es, auch wenn sie meist überbewertet werden. So erwartet der Romand sein Heil tendenziell eher vom Staat und ist bereit, dafür mehr Steuern zu bezahlen oder Schulden zu machen. Auch wird im Westen etwas mehr ausgegeben für das Gesundheitswesen, ohne dass dieses deswegen effizienter wäre als im Osten. Dazu kommen hundert kleine Unterschiede im Alltag vom Strassenverkehr bis zum Humor. Doch ganz abgesehen davon, dass es vom typischen Westschweizer und vom typischen Deutschschweizer in Fleisch und Blut wohl kaum sehr viele Exemplare gibt, wäre nur schwer auszumachen, welcher der bessere Mensch oder Staatsbürger wäre. Zudem darf nicht verkannt werden, dass es in den allermeisten Punkten gar keine Unterschiede gibt zwischen den Schweizern östlich und westlich des berühmten Röstigrabens. Vor allem vom europäischen Umland aus besehen.
Darum ist der weltwöchentliche Vergleich mit den Griechen fehl am Platz. Es gibt zum Glück in der ganzen Schweiz keine Korruption, die sich auch nur annähernd mit der hellenischen vergleichen liesse. Und dass Kantonsfinanzen aus dem Lot gerieten und saniert werden mussten, kam auch in der deutschen Schweiz vor. Schliesslich werden im Gegensatz zu Griechenland in der ganzen Schweiz Steuern bezahlt und eingezogen. Letzteres im Westen mindestens so knallhart wie im Osten.
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