6. November 2011

Wie der Computer zu mir kam


Jüngere Zeitgenossen sind mit dem Computer aufgewachsen. Ältere Zeitgenossen sind früher oder später zum Computer gekommen, meist über den Arbeitsplatz. Da brauchten ihn Immer mehr Leute für immer mehr Zwecke, und schließlich führte kein Weg mehr an der Maschine vorbei. Ich bin viel zu alt, um mit dem Computer aufgewachsen zu sein. Doch ich bin auch nicht zum Computer gekommen. Dieser kam vielmehr zu mir, und zwar auch am Arbeitsplatz, wo allerdings in den frühen Achtziger Jahren noch kein normal sterblicher Mensch mit einem Computer hantierte.


Im Jahre 1981 nahm ich meine journalistische Tätigkeit am Schweizerischen Bundesgericht in Lausanne auf. Meine Berichte schrieb ich mit einer Hermes Baby, was eine tragbare Schreibmaschine war. Und auf richtiges Papier, das anschliessend zum Postamt getragen wurde, wo fleissige Mädchen den Text abschreiben und ins Telexnetz der damaligen PTT eingaben. Der oft mehrfache Meldelauf zwischen Gericht und Post war mühsam für den Journalisten, der zwischendurch ja auch noch den Beratungen des Gerichts folgen und seine Texte schreiben musste. Und die französischsprachigen Mädchen der PTT waren mit den deutschen Texten überfordert. Die Berichte wurden durch viele Fehler angereichert, die nicht aus der Feder des Journalisten stammten - so auch als grimmige Willkür einmal kurzerhand zu zartem Willkuss wurde.

Sowohl die Post wie auch ich waren daher motiviert, nach neuen Lösungen zu suchen. Gefunden wurde schließlich eine solche in Gestalt des Olivetti M10. Das war ein damals revolutionäres elektronisches Gerät zur Texteingabe mit vollwertiger Tastatur  und einem Achtzeilendisplay. Die eingegebenen Texte wurden anschliessend über einen so genannten Akustikkoppler und den darauf gelegten Telefonhörer ins Telexnetz der PTT eingespeist. Ganz gelöst war das Problem damit allerdings noch nicht, denn über eine Telefonzentrale funktionierte die Datenübermittlung nicht. Und im Palais des höchsten Gerichts auf Mon Repos in Lausanne führten alle Telefonleitungen über die Zentrale. Fast alle, wie schliesslich ein der Journaille wohl gesonnener Geist herausfand. Die Telefonleitung für den Feuer- und Einbruchalarm musste nämlich aus technischen Gründen an der Zentrale vorbei laufen, und diese Leitung wurde schliesslich für die Übermittlung der Gerichtsberichte freigegeben. Sicherheitsprobleme entstanden deswegen keine. Solange die Presse im Haus ist, besteht kein Grund für Panik und Alarm.

2 Kommentare:

  1. das waere ein schoener blogpost fuer hier:
    http://medienzeitmaschine.wordpress.com/

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  2. Übernahme mit korrekter Quellenangabe kein Problem!

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