Die französischsprachige und die deutschsprachige Schweiz werde durch einen Röstigraben getrennt, wird immer wieder behauptet. Angespielt wird damit auf das angebliche Nationalgericht der Deutschschweizer, das indes auch in Österreich oder in Teilen Deutschlands beheimatet ist. Und ob die beste Schweizer Rösti tatsächlich östlich des gleichnamigen Grabens zu geniessen ist, wäre erst noch zu beweisen. Aber auch im übertragenen Sinn ist der Röstigraben wohl viel weniger tief, als er nach Abstimmungen und Wahlen von Journalisten und Politikern immer wieder heraufbeschworen wird.
Das Verhältnis der zwei grösseren Volksgruppen der Schweiz ist weniger von Gegensätzen als viel mehr von Gleichgültigkeit geprägt. Würde eine Mehrheit der französischsprachigen Minderheit die Selbständigkeit oder einen Anschluss an Frankreich wünschen, würde die deutschsprachige Mehrheit sich dem kaum sehr lange widersetzen. Und weil ihnen die Mehrheit letztlich genau so gleichgültig ist wie dieser die Minderheit, denkt letztere gar nicht an eine politische Veränderung.
Einmal im Jahr allerdings, jeweilen im März, würden die Deutschschweizer ihre frankophonen Mitbürger gewaltig vermissen. Die einen wegen des Autosalons in Genf, und die anderen wegen dem sündhaft guten Löwenzahnsalat mit Speck und Ei und Brotcrôutons, der sich in dieser feinen Zubereitung östlich des Röstigrabens kaum finden lässt. Spannende Frage bleibt, was in diesem Fall die Suisse Romands vermissen würden...
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