30. Januar 2011

Richterakademie

Wie schon im Kalenderblatt vom 29. Januar 2011 erwähnt durfte ich am Samstag an der Richterakademie in Luzern zu 32 angehenden oder bereits amtierenden Richtern darüber sprechen, wie Justiz von aussen wahrgenommen wird. Dass dabei Twitter und Facebook im Zentrum standen, war aufgrund der kleinen Umfrage vorgegeben, laut der insbesondere Twitter bei der Wahrnehmung von Justiz eine immer wichtigere Rolle spielt.

Ich bildete mir ein, nach 30 Jahren Gerichtsberichterstattung bei der Einschätzung von Justitias Jüngern keinen Illusionen mehr zu erliegen. Und ich erlag einmal mehr. Auf meine Frage, wer irgendwelche Erfahrungen mit Facebook oder Twitter habe, erhoben sich im Hörsaal zögerlich zwei Hände. Mit einem knappen Drittel der 32 Kursteilnehmer hatte ich fest gerechnet...

Dass Richter nicht zum aktiven Twittern prädestiniert sind, wurde schon auf dem Kalenderblatt vom 4. März 2010 erörtert. Mir ist klar, dass die Schweizer Justiz auf Twitter nicht durch einen so begnadeten Kommunikator vertreten sein kann, wie es die katholische Kirche mit @AbtMartin ist.  Dass aber die neuen Medien mit all ihren Chancen und Gefahren in den Gerichten dieses Landes schlicht nicht zur Kenntnis genommen werden, ist doch erschreckend. Ich versuchte, den amtierenden und angehenden Richtern in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit klar zu machen, dass sie sich auf eine völlig neue Art von Information, Diskussion und Agitation einstellen müssen. Insbesondere wenn die Justiz zu Recht oder zu Unrecht ins Kreuzfeuer der Kritik gerät. Konnten bisher justizfeindliche Internetseiten von Querulanten einfach durch Gerichtsbeschluss gesperrt werden, wird dieser Behelf gegen eine Kampagne auf Twitter wirkungslos bleiben. Wie viel von meinen Darlegungen aufgenommen wurde, weiss ich nicht. Als unverbesserlicher Optimist bin ich indes überzeugt, dass die 32 Kursteilnehmer Facebook nicht länger als Fotoalbum für Teenager abtun werden. Und erliege vielleicht einer weiteren Illusion...

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